Der Erfolg einer Schule bemisst sich ja zum großen Teil an den Abschlüssen, die die Schüler/innen erreichen. In diesem Blog hatte ich mal punktuell auf eine Gemeinschaftsschule in Gütersloh verwiesen, in der viele Schüler/innen ihre Eingangsprognosen übertroffen hatte. Hier nun Zahlen, die für das ganze Bundesland Baden-Württemberg gelten. Zur Verfügung gestellt hat sie mir Norbert Zeller.
Vergleich der Realschulabschlüsse
Die Zahlen sprechen für sich selber: Die Ergebnisse an Gemeinschaftsschulen weichen nur unwesentlich von denen an Realschulen ab.
Die Datengrundlage zu dieser Übersicht:
Vergleich von Prognosen und Abschlüssen
Noch spannender ist die Frage: Was machen die Schüler/innen aus ihren Voraussetzungen? Wie verhalten sich die Eingangsprognosen zu den Abschlüssen? Auf der Grundlage der mir von Norbert Zeller und dem Verein für Gemeinschaftsschulen in Baden-Württemberg zur Verfügung gestellten Zahlen habe ich folgendes Diagramm erstellt, in welchem die Prognosen (blau) den Abschlüssen der Schuljahre 2016/17 (rot) und 2017/18 (grün) gegenüber gestellt werden.
ANMERKUNG: ICH HABE DIE ZAHLEN MAL NACHGERECHNET UND KONNTE SIE NICHT VERIFIZIEREN. EINE KLÄRUNG STEHT NOCH AUS.
Das Ergebnis kann man so interpretieren:
Die Anzahl von Kindern mit Gymnasialempfehlung entspricht netto den Abschlüssen. Die Zahlen geben allerdings keine Details her: Ob es sich dabei um dieselben Schüler/innen handelt, oder ob Kinder mit Gymnasialprognose diese nicht erfüllt und dafür Kinder mit Realschulprognose sich verbessert haben, kann nicht entschieden werden.
Festen Grund findet man bei den Kindern mit Hauptschulprognose in der Aussage: Es sind netto sehr viel weniger beim Abschluss. Das kann nur heißen, dass die meisten sich verbessert haben, zum Teil erheblich.
“Na ja, bei der üppigen Budgetierung…!”
CDU, FDP und Philologen in BW sprechen immer wieder von einer Privilegierung der Gemeinschaftsschulen, die es ihnen ermöglicht, solche Erfolge zu erzielen. Norbert Zeller, der ja mal an entscheidender Stelle im Kultusministerium saß, hat dazu folgende Zahlen parat:
Tatsache (D 16/3568):
- Schüler-Lehrer-Relation: Gy 13,8 GMS 14,3
- Kosten pro Schüler (2016/17): Gy 6.382 € GMS 6.373€
- Inklusive Beschulung: Gy 0,01 % GMS 4,0 %
- 5. Klasse Migrationshintergr. Gy 16,2 % GMS 32,8 %
Und zieht dazu dieses…
… Fazit: Von einer Privilegierung der Gemeinschaftsschulen kann nicht die Rede sein. Im Gegenteil.
Budgetierung
Ich denke, hier müssten sich allgemeinere Überlegungen zur Budgetierung von Schulen anschließen. Es gibt bestimmte Voraussetzungen, die zum Teil jetzt schon in die Schulbudgets einfließen oder die doch dazu genommen werden sollten. Hier meine persönliche Übersicht über die Indices:
Ich erinnere daran, dass sich Möller/Bellenberg in einer sehr ausführlich angelegten Studie für einen Sozialindex ausgesprochen haben.
In Bayern gibt es in bevölkerungsarmen Regionen bereits spezielle Budgets, um Zwergschulen am Leben zu erhalten.
Auch hierzulande erhalten Schulen mit dem Profil Inklusion ein erhöhtes Budget.
Dieses sollte Schulen mit einer bewusst erhöhten Heterogenität, gemessen an der Eingangsprognose, ebenfalls zukommen. Unter all diesen Aspekten stünden den Gemeinschaftsschulen weitaus höhere Budgets zu als den Gymnasien, die sich ja auf die Homogenität des abgeschöpften Rahmes kaprizieren.
Vielleicht noch ein Wort zu Kooperation & Kommunikation: Von Ulrich Steffens habe ich den Begriff “Kommunikationsbudget” übernommen. Die wissenschaftliche Begleitforschung zum Schulversuch in Baden-Württemberg hat ergeben, dass die Kollegien tatsächlich einen höheren Kooperations- und Austauschaufwand haben, als die Vergleichsschultypen.
Vielleicht sollten die Standesvertreter sich endlich mal eingestehen: Gemeinschaftsschulen – bzw. deren Kollegien – machen eine gute Arbeit und rechtfertigen aufgrund der Heterogenität ihrer Schülerschaft auch ein höheres Budget. Da kann getrost noch nachjustiert werden.
Nachtrag:
Ein Sprecher von Kultusministerin Susanne Eisenmann (CDU) hatte bereits bei der Präsentation der Ergebnisse der mittleren Reife an den Gemeinschaftsschulen gelobt: „Die Gemeinschaftsschule hat mit ihrem pädagogischen Konzept ihren Platz in der Schullandschaft gefunden. Sie kann mit Selbstbewusstsein in die Zukunft blicken.“
Meldung aus den Stuttgarter Nachrichten vom November 2018: https://www.stuttgarter-nachrichten.de/inhalt.kultusministerium-praesentiert-abschlussnoten-gemeinschaftsschueler-stehen-gut-da.434b8518-6c53-4e7f-9807-bb4ab28215da.html
8 comments On Argumente #19: GMS-Abschlüsse im Vergleich
Pingback: Argumente #21: Erfolgsmodell Gemeinschaftsschule mit Oberhaus – Pädagokick ()
Pingback: Argumente #25: Die Mauer in den Köpfen – Pädagokick ()
Pingback: Gast #35: Auslese als Lösungsweg? – Pädagokick ()
Pingback: Sachsen: Gemeinschaftsschulen werden „ermöglicht“ – Pädagokick ()
Pingback: Und wieder ist eine Gemeinschaftsschule top! – Pädagokick ()
Pingback: Sichtweisen #64: Realschulleiter in BW – es gibt solche und solche – Pädagokick ()
Pingback: Sichtweisen #66: Verband der Gymnasiallehrer geht Gemeinschaftsschule an – Pädagokick ()
Pingback: Argumente #21: Erfolgsmodell Gemeinschaftsschule mit Oberhaus - Pädagokick ()