Das Mittelschulsterben in Bayern hat kein Ende. Auch die kosmetische Umbenennung der Hauptschule in „Mittelschule“ hat es nicht aufhalten können. Die demografische Entwicklung und das Schulwahlverhalten der Eltern sind die beiden Mühlsteine, zwischen denen die Haupt-/Mittelschule aufgerieben wird.
Hier die aktuelle Bayernkarte.
Meine aktuellsten Informationen entstammen dieser Aufstellung des bayerischen Kultusministeriums.
Seit Einführung der „Mittelschule“ und der Schulverbünde 2010 sind in Bayern mindestens 93 Mittelschulen geschlossen worden und 210 Schulen haben 100 Schüler/innen oder weniger.
Auf meiner Liste der Mittelschulen mit weniger als 101 Schüler/innen sind 33 Schulen neu hinzugekommen; bei 48 Mittelschulen gab es eine positive Entwicklung der Schülerzahlen; bei 10 sind die Zahlen gleich geblieben und 76 Schulen mussten weitere Verluste hinnehmen. Sieben Mittelschulen wurden am Ende des letzten Schuljahres geschlossen, bzw. „inaktiv gestellt“ (siehe Neusprech #2).
Noch existieren Mittelschulen mit 14 Schüler/innen (Inzell), 18 Schüler/innen (Thurmannsbang), 19 Schüler/innen (Kirchroth), 16 Schüler/innen (Breitenbrunn) oder Steinwiesen und Neuhof an der Zenn (je 18 Sch). Man kann die Bürgermeister regelrecht vor sich sehen, wie sie jedes Jahr neu Fingernägel kauend an ihrem Schreibtisch sitzen und hoffen, dass ihre sieche Schule weiter besteht.
Die gesamte Bayernkarte kann man unter diesem Link einsehen. Hier ist es auch möglich, sich durch einen Klick auf das Symbol die Entwicklung der jeweiligen Schülerzahl anzeigen zu lassen.
Symbolfarbe weiß bedeutet Schülerzahl < 101; blau ist „Zahnlückenschule“ mit ein bis vier fehlenden Jahrgängen; rot = seit der Mittelstufenreform geschlossen.
Das alles überrascht niemand, der diese wissenschaftliche Prognose von Gerd Hüfner (BLLV) gelesen hat. Allerdings musste sich diese Studie vom Kultusministerium vorwerfen lassen, sie stehe auf der Grundlage „unbegründeter Spekulationen“, entwerfe ein „dunkles Szenarium“, „verunsichere Menschen“ und arbeite mit „unreellen“ Zahlen.
„Auf der Basis unbegründeter Spekulationen verbreitet ein Lehrerverband gegenwärtig Angst, dass in absehbarer Zeit mehrere hundert Schulstandorte wegfielen. Dieser Lehrerverband geht in seinem dunklen Szenarium von einer falschen Entwicklung der Übertrittsquote aus und verunsichere Menschen.“
PM Nr. 249 vom 04.11.2011
Die Entwicklung der Mittelschulen zeigt, dass – entgegen dem kultusministeriell verordneten Wunschdenken – dieses „dunkle Szenarium“ nach und nach Wirklichkeit wird.
Ein kleines Schlaglicht auf die Entwicklung wirft auch dieser Focus-Artikel. In diesem Blog habe ich das traurige Thema hier bereits angesprochen.