Seit gestern ist es amtlich: Martin Güll hat den Einzug in den bayerischen Landtag knapp verpasst. Damit verliert die bayerische Schulpolitik einen der profiliertesten Pädagogen.

Martin Güll hat sich seit seinem Einzug in den bayerischen Landtag für das längere gemeinsame Lernen eingesetzt. Auf seine Initiative hin wurde von einem den bayerischen Horizont übergreifenden Expertengremium das erste Konzept für eine bayerische Gemeinschaftsschule verfasst – der Altmühltaler Plan – und ist seinen Weg durch die Gemeinden Denkendorf und Kipfenberg gegangen. Es fand hohe Zustimmung unter den Eltern und den Markt- und Gemeinderäten, wurde aber vor und von den Toren des Kultusministeriums abgewiesen.
Trotzdem hat er sich nicht entmutigen lassen und ist in Sachen Gemeinschaftsschule unermüdlich die bayerischen Autobahnen von Nord nach Süd und Ost nach West abgefahren. Dabei fand er das Vertrauen vieler Eltern und hat etliche Gemeinden und Kleinstädte inspiriert, sich für das längere gemeinsame Lernen zu öffnen. Ihm war und ist es zu verdanken, dass Orte wie Arzberg im Fichtelgebirge oder Donaustauf in der Oberpfalz das ganze Verfahren von Standortgutachten bis zur (natürlich erfolglosen) Antragsstellung im Kultusministerium durchlaufen haben. Sollte es jemals ein längeres gemeinsames Lernen in Bayern geben, so kann Martin Güll wissen, dass es seine Saat ist, die da aufgeht.
Als Vorsitzender des Bildungsausschusses hat er sich seit 2011 für eine vernünftige und evidenzbasierte Bildungspolitik eingesetzt. Allein, die CSU-Mehrheit in diesem Ausschuss hat viele gute Ansätze im Keim erstickt.
Sollte es so kommen, wie es sich derzeit abzeichnet, nämlich dass eine Koalition von CSU und Freien Wählern die Regierung stellt, droht das längere gemeinsame Lernen wieder für fünf Jahre von der Agenda genommen zu werden, denn damit haben die beiden Parteien nichts am Hut.
Und wohin steuert die SPD in Bayern ohne ihren wichtigsten bildungspolitischen Vordenker?