Ein schönes Beispiel dafür, dass man einerseits die Schülerstreiks untersagt, aber andererseits alles dafür tut, um die SchülerInnen auf die Straße zu treiben, gibt uns NRW.
Einerseits…
hat das Schulministerium NRW eine Mail an die Schulen verschickt, in der es unter anderem heißt, die
Teilnahme an einem Schülerstreik während der Unterrichtszeit ist daher grundsätzlich unzulässig.
und weiter:
Aus gegebenem Anlass möchte ich Sie bitten, die Schülerinnen und Schüler und deren Eltern in geeigneter Weise über ihre Rechten und Pflichten, sowie mögliche Folgen von Schulpflichtverletzungen zu informieren und im Übrigen für die Einhaltung der Schulpflicht Sorge zu tragen.
Zivilgesellschaftliches Engagement wird in diesem Schreiben zwar “begrüßt”, hat aber außerhalb der Unterrichtszeit stattzufinden.
Andererseits…
will die nordrhein-westfälische Landesregierung womöglich weniger Braunkohle-Kraftwerke stilllegen, als sich dies die Kohlekommission vorgestellt hat. Mitglieder der Kommission sprechen von “Zechprellerei”, so ein Artikel der Süddeutschen Zeitung vom selben Tag. Das könnte zur Folge haben, dass der Hambacher Wald oder weitere Dörfer nahe Garzweiler in Mitleidenschaft gezogen werden – von dem grundsätzlichen Anliegen einer CO2-Reduktion ganz zu schweigen.
Wenn man sich auf diesem Hintergrund den Offenen Brief an die Kohlekommission durchliest, den eine schier unglaubliche Anzahl von Personen, Initiativen und Organisationen unterzeichnet hat, dann reibt man sich verwundert die Augen ob der Blindheit – oder weltanschaulichen Gebundenheit – der entscheidenen Personen in der Regierung von NRW.
Diese politische Instinktlosigkeit wird natürlich wie immer mit dem Argument der bedrohten Arbeitsplätze begründet werden, was ja gleichzeitig besagt, dass sich Regierung und Wirtschaft keinesfalls in der Lage sehen, die Zukunft so zu gestalten, dass ein intelligenter Übergang von einer fossilen zu einer nachhaltigen Energieerzeugung möglich ist. Der so wortreich gepriesene deutsche Erfindergeist kann sich anscheinend nicht auf die zukünftigen Herausforderungen richten, sondern fixiert sich darauf, die gegenwärtigen und nachhaltig schädlichen Technologien noch raffinierter und trickreicher am Leben zu erhalten.
Fazit
Es ist kein Wunder, wenn die SchülerInnen sich nicht auf die Nachmittage vertrösten lassen, sondern uns Erwachsene durch diese Zuspitzung zwingen wollen, Farbe zu bekennen. Wir müssen beides auf die Waage legen: das Schulpflichtgesetz in die eine Schale und ihre zukünftigen Lebensgrundlagen in die andere. Wohin neigt sich die Waage?
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9 comments On Sichtweisen #42: Schülerstreiks – nichts begriffen!
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