
Wir Lehrermenschen unterscheiden uns in der Art und Weise, wie wir unsere persönlichen Ressourcen und die beruflichen Anforderungen in Einklang bringen. Der ehemalige Professor für Persönlichkeits- und Differenzielle Psychologie an der Universität Potsdam Uwe Schaarschmidt beschreibt vier “Bewältigungsmuster gegenüber der Arbeit”. Hier ein paar Folien aus seiner Powerpoint-Präsentation von 2016.
Vorstellung der vier Muster
Muster G – LehrerIn ist gesund
Muster S – LehrerIn schont sich
Risikomuster A – LehrerIn ist angestrengt
Risikomuster B – LehrerIn ist belastet und nahe dem Burnout
Vorstellung der Kriterien
An diesen vier Folien sind sicher die Begriffe aufgefallen, die immer wiederkehren: Engagement, Widerstandsfähigkeit, Wohlbefinden usw. Dahinter steckt folgende Systematik der “arbeitsbezogenen Verhaltens- und Erlebens-Muster” (AVEM):
Diese 11 Kriterien zieht Schaarschmidt anhand eines 9-Punkte-Spektrums auseinander und zeichnet in dieses vier typische Verarbeitungskurven ein, so dass deutlich wird, welches Kriterium welcher Typ in welcher Weise verarbeitet oder erlebt.
[Anmerkung: “Stanine” steht für “Standard Nine”, also eine neunpunktige Skala.]
Weitere Aspekte
Schaarschmidt bringt noch eine Fülle von Aspekten, aus denen an dieser Stelle nur drei herausgegriffen werden sollen.
Gibt es Veränderungen in den Stressmustern?
Die Frage wird bejaht. Der Anteil der sich schonenden Lehrpersonen ist zwischen 2002 und 2014/15 angestiegen; die “Angestrengten” sind deutlich weniger geworden, die “Belasteten” etwas weniger.
Gibt es Unterschiede zwischen den Altersgruppen der LehrerInnen?
Wie nicht anders zu erwarten, sind die Studierenden bereit, sich stark reinzuhängen. Der Einstieg in die Praxis führt dazu, dass sich sehr viele sehr angestrengt fühlen. Interessant finde ich, dass sich jenseits der 55 die Verhältnisse anscheinend so beruhigen, dass die Gesunden wieder einen Anteil gewinnen wie schon zu Beginn ihrer 30er Jahre, dass die sich Schonenden ab Mitte ihrer 40er Jahre diese Haltung beibehalten (zumindest anteilig), dass das Risikomuster der Angestrengten wieder zurückgeht und dass mindestens ein Viertel aller Lehrpersonen dauerhaft an der Burnoutgrenze agiert.
Wie geht es den SchülerInnen damit?
Leider gibt es in der Präsentation nur diese eine Folie dazu:
Und weiter?
Uwe Schaarschmidt arbeitet seiner Emeritierung im COPING – Institut der angewandten Psychologie (to cope with = bewältigen). Dort hat er folgende Arbeitsschwerpunkte:
- Anforderungs- und Belastungsanalysen in Berufen mit erhöhter psychosozialer Beanspruchung (Schwerpunkt Lehrerberuf)
- Durchführung bedingungs- und personenbezogener Interventionen: Arbeits- und Organisationsgestaltung, Coaching von Mitarbeitern und Führungskräften, Teambildung (vorrangig in Schulen und Einrichtungen des Gesundheitswesens)
- Konstruktion und Anwendung von Methoden der Personalauswahl und Personalentwicklung für verschiedene Bereiche in Wirtschaft und Verwaltung (Assessment-Center-Verfahren, Auswahltests, Hearings, Potenzialanalysen)
- Personalpsychologische Begleitung und Unterstützung von Existenzgründungen
- Seminare zu Kommunikation, Gesundheitsförderung und Mitarbeiterführung