Die derzeitigen Umstände machen Schulleiter:innen dermaßen das Leben schwer, dass viele hinschmeißen wollen; vor allem junge. Ergebnisse einer aktuellen Forsa-Umfrage, beauftragt vom Verband Bildung und Erziehung (VBE).
Die Politik ignoriert die Realität an den Schulen und bürdet den Schulleitungen immer mehr Aufgaben auf. Die Konsequenz könnte deutlich härter ausfallen als die Verantwortlichen sich das momentan vorstellen. Schon jetzt herrscht Schulleitungsmangel. Die Umfrage, die wir seit 2018 durchführen, zeigt einen klaren Negativtrend. Die Motivation schwindet, die Ernüchterung gewinnt. Es wäre nicht verwunderlich, wenn dann aus der inneren Kündigung bald Taten werden!
Udo Beckmann, Bundesvorsitzender VBE
Mitte September bis Ende Oktober 2021 hat Forsa mit 1300 Schulleiterinnen und Schulleiter allgemeinbildender Schulen in Deutschland computergestützte Telefoninterviews durchgeführt. Aus der Fülle der Ergebnisse möchte ich einige Felder beispielhaft herausgreifen.
Die Diagramme werden mit freundlicher Genehmigung des Referats für Presse-, Öffentlichkeitsarbeit und Kommunikation des VBE verwendet.
Zunehmende Unzufriedenheit

Eine Stärke der Umfrage ist, dass Forsa die Entwicklung der Antworten über die Zeit verfolgt. Das macht die Diagramme besonders instruktiv. Oben sehen wir, dass die Berufszufriedenheit der Schulleiter:innen insgesamt seit 2018 kontinuierlich gesunken ist: von (74 + 9 =) 83% auf (62 + 3 =) 68%. Es ist – zumindest für mich – verwunderlich, dass die Zufriedenheit in der Gruppe der jüngsten Schulleiter:innen am geringsten ist (47%). Vielleicht hängt das auch damit zusammen, dass sie sich mit Einstieg in die Schulleitung vorgenommen haben, bestimmte Vorstellungen ihrer idealen Schule zu verwirklichen und nun ständig an irgendwelche Grenzen stoßen. Darauf gibt die Umfrage einige Hinweise.
Immer mehr Aufgaben, immer weniger Zeit

Es sind im Grunde immer dieselben Probleme, die eine:n Schulleiter:in so belasten: Die Aufgaben werden insgesamt immer mehr, die Ansprüche von außen immer höher; gleichzeitig fehlt das Personal, was bedeutet, dass die, die sich dem täglichen Kampf stellen, immer stärker beansprucht werden.
Größtes Problem ist der Lehrkräftemangel

Es fehlen die Lehrer:innen, darauf muss in diesem Blog leider von Zeit zu Zeit hingewiesen werden (und auf die verfehlte Personalpolitik der verantwortlichen Politiker). Dazu kommen – und zwar netto on top – jede Menge neue Aufgaben in der Folge der umfassenden Corona-Pandemie. Nebenbei muss man als Schulleiter:in auch noch die digitale Ausstattung konzipieren, beantragen, umsetzen und administrieren (lassen) und hat mit nicht nachlassenden bürokratischen Vorgängen zu kämpfen, die immer mehr Details des schulischen Alltags geregelt haben wollen.
Schlechtes Zeugnis für Bildungspolitiker:innen

“Ich hebe meine Augen auf zu den Bergen, woher kommt mir Hilfe?” so heißt es in einem biblischen Psalm. “Jedenfalls nicht von den Kultusministerien”, so lautet die enttäuschte Antwort der Schulleitungen – 2% (zwei!!). Erfreulich, dass neben dem Kollegium gleich an vorderer Stelle die Eltern und Schüler:innen in den täglichen Mühen unterstützend wirken!
In Summe
Was ist, wenn die Schulleitungen, die es jetzt ankündigen, in naher Zukunft tatsächlich aussteigen? Das möchte man sich nicht ausdenken!
Nachtrag
Gestern, am 03.12.2021, hat der BLLV in einer Pressemitteilung aufgezeigt wie dieses Problem des “Hinschmeißens” von Schulleiter:innen speziell in Bayern aussieht.
BLLV: Wir Schulleitungen stehen es nicht mehr! Die Politik muss endlich handeln!