Initiative #6: Schüler gegen Abschiebung von Mitschülern

“Ich bin ein Fremder gewesen, und ihr habt mich aufgenommen.”

Matthäus 25, 35

Das ist mein Wort zur deutschen Leitkultur. Diese versteht sich ja immerhin als christlich. Warum werden dann nicht die Maßstäbe des Christus übernommen? Jesu Leben kannte keine Obergrenze für Barmherzigkeit. Die Sicherung der eigenen Lebensverhältnisse war gerade nicht das Programm des Mannes aus Nazareth.

Statt einer Ausweisungs- brauchen wir eine Einwanderungspolitik. Deshalb unterstütze ich die Initiative von Schülern der Waldorfschule Cottbus.

Vincent Rau, ein Schüler dieser Schule, schreibt auf Huffpost:

Ihr schickt meine Freunde in den sicheren Tod!

waldorf_cottbus

Seit einem Jahr habe ich sieben neue Freunde, gute Freunde. Ich habe sie kennengelernt, weil in ihrer Heimat Folter, Verstümmelungen und Mord auf der Tagesordnung stehen. Sie kommen aus Afghanistan, einem sogenannten “sicheren Herkunftsland”. Sicher ist dort für meine Freunde jedenfalls nur eines: der Tod.

Und trotzdem hat Deutschland ihren Asylantrag abgelehnt. Und die Politiker streiten weiter, ob man nun Menschen nach Afghanistan schicken darf oder nicht.

Andersdenkende werden gefoltert und getötet

Im Frühjahr 2016 sind die sieben an unsere Schule in Cottbus gekommen. Auf ihrer Flucht haben sie mindestens zehn Länder durchquert – ohne ihre Eltern.

Zuerst waren sie Fremde in unserer Schule. Sie sahen anders aus, sprachen eine Sprache, die wir nicht verstanden. Wir haben uns trotzdem verstanden.

Einer von ihnen, Walid, konnte sogar schon ein wenig Englisch, und hat für die anderen übersetzt. Er hat uns erzählt, wie eines Tages vermummte Gestalten in seinem Dorf erschienen und in die Häuser eindrangen. Sie waren dabei, neue Soldaten für ihren Glaubenskrieg zu Rekrutieren.

“Zuerst bedrohen sie dich, dann töten sie dich.”

“Zuerst bedrohen sie dich”, erinnerte sich Walid. “Sie sagen, sie töten dich, wenn du nicht freiwillig mitkommst. Wenn sie wiederkommen, und du bist immer noch da, bringen sie dich um”. Walid blieb keine Wahl: Er floh.

Und so erging es nicht nur ihm, auch die anderen Flüchtlinge erzählen eine ähnliche Geschichte.
Eine Flucht ist teuer, das Geld reicht bei den meisten Familien nur dafür, die Kinder loszuschicken. Die Trennung an sich ist schon heftig. Dazu kommt, dass Eltern und Söhne dann monatelang nichts voneinander hören. Kontakt zu halten ist in einem Land, in dem seit vielen Jahren Krieg herrscht, beinahe unmöglich.

Einer meiner Freunde hat auf der Flucht seine Schwester und einen Bruder verloren. Wie und wo genau sie starben, möchte er nicht erzählen. Zu tief sitzt der Schmerz.

Wenn ihre Asylanträge abgelehnt werden, ist ihr Schicksal besiegelt

In Deutschland angekommen wurden sie in verschiedenen Flüchtlingsunterkünften untergebracht. Nach Cottbus kamen sie, weil sie noch minderjährig waren und man hier auf solche spezialisiert ist. Hier lernten sich auch alle sieben kennen und wohnen heute zusammen in betreuten Wohngemeinschaften.

Sie sind in Sicherheit. Noch. Sechs von unseren neuen Freunden droht die Abschiebung. Wenn sie zurück müssen, ist ihr Schicksal besiegelt.

Denn die Taliban sind gut organisiert. Wer nach Europa flieht, wird von den Behörden der Transitländer registriert. Immer wieder kommt es vor, dass die Taliban Zugang zu diesen Daten bekommen. Flucht gilt bei ihnen als Hochverrat und darauf steht die Todesstrafe.

Wenn Walid und die anderen nach Afghanistan abgeschoben werden, schweben sie in permanenter Lebensgefahr. Wie ihnen geht es Tausenden ihrer Landsleute. Derzeit liegen laut dem Bundesamt für Migration und Flüchtlinge (BAMF) knapp 30.000 Asylanträge von Afghanen zur Bearbeitung vor.

Unsere Petition hat bereits über 72.0000 Unterstützer

Die sieben tun alles dafür, sich hier erfolgreich zu integrieren und bleiben zu dürfen. Sie spielen mit uns Fußball, laden uns zu sich nach Hause ein, verbringen viel Zeit mit uns. Mittlerweile können wir auch Deutsch miteinander sprechen. Und sie klagen vor dem Verwaltungsgericht gegen die Ablehnung ihres Asylantrags.

Meine Mitschüler und ich haben eine Petition ins Leben gerufen, um unsere Freunde zu retten. Fast 72.000 Menschen haben sie unterschrieben – was wir niemals für möglich gehalten hätten.

Mit so einer Petition können wir nicht erzwingen, dass unsere Freunde bleiben dürfen. Aber wir schaffen ein Bewusstsein für ihre schlimme Lage und machen Druck auf die Behörden.

Wegen unseres Engagements werden wir oft beschimpft

Deswegen erzählen wir die Geschichte auch Fernseh-, Radio-, und Zeitungsmedien – wie zum Beispiel dem ZDF-“Morgenmagazin” oder der Deutschen Welle. Und wir sammeln Spenden und veranstalten Benefizkonzerte – denn Walid und die anderen müssen ihre Anwaltskosten selbst stemmen.

Leider reagieren nicht alle offen und tolerant auf unser Engagement. Es kommt oft vor, dass wir beschimpft werden, besonders auf Facebook. Ein Nutzer nannte uns “verblendete, linksversiffte Waldorf-Schüler”, ein anderer wünschte uns, dass “die Flüchtlingswelle uns persönlich hart treffen soll”. Es ist schade, dass es Menschen gibt, die so denken.

Wir haben es geschafft, dass die Fremden Freunde wurden. Weil wir keine Angst vor dem Neuen gehabt haben.

Spendenkonto für die rechtliche Unterstützung der afghanischen Mitschüler: Waldorf-Cottbus
IBAN: DE 36 1805 0000 3302 1024 95
Verwendungszweck: Spende Flüchtlingsschüler

Hier der Link zur Schule.

Und hier zum Beitrag auf Huffpost.

5 comments On Initiative #6: Schüler gegen Abschiebung von Mitschülern

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