Welches sind die größten Probleme an unseren Schulen? Der Verband Bildung und Erziehung VBE hat bei forsa eine Umfrage in Auftrag gegeben: “Die Schule aus Sicht der Schulleiterinnen und Schulleiter – Berufszufriedenheit von Schulleitungen”. Hier sind die wichtigsten Ergebnisse.
Studiendesign
Grundgesamtheit: Schulleiterinnen und Schulleiter allgemeinbildender
Schulen in Deutschland
Stichprobengröße: 1.200 Schulleiterinnen und Schulleiter
Erhebungsmethode: Computergestützte Telefoninterviews (CATI)
Erhebungszeitraum: 19. Januar bis 21. Februar 2018
Die größten Probleme an der Schule
Über die Hälfte aller Schulen haben einen Mangel an Lehrkräften. Etwa ein Viertel kämpft mit Integration und Inklusion, also mit Problemen, die an Gymnasien kaum bestehen.
Arbeitszufriedenheit der Schulleitungen
Der Prozentsatz der mit ihrer Arbeit unzufriedenen Schulleitungen ist über alle Altersstufen hinweg überraschend gering. Interessant ist der Sprung in der sehr großen Zufriedenheit genau an der Midlife-Stelle.
Unterstützung durch andere Akteure
Erfreulich ist, dass das Kollegium als sehr unterstützend wahrgenommen wird. Ähnlich positiv ist zu werten, dass etwa zwei Drittel aller SchulleiterInnen die Eltern konstruktiv erleben. Dass die Schulaufsicht von mehr als der Hälfte als unterstützend erfahren wird, darf sich diese als Erfolg auf die Fahne schreiben; die Verbände und Gewerkschaften wirken weniger unterstützend, was aber nicht unbedingt auf deren Inhalte zurückzuführen ist, sondern auf den Organisationsgrad der Schulleitungen; das hätte man noch gegenrechnen müssen.
Erfüllung der beruflichen Aufgaben
Dieses Ergebnis korrespondiert mit der Frage nach der Arbeitszufriedenheit: Sie ist überraschend hoch; und es gibt wieder diesen Midlife-Sprung zwischen den ganz Jungen und der Generation vorher. Vielleicht liegt dahinter so etwas wie ein Phasenmodell der Schulleitungsentwicklung: Erste Phase – eine große Fülle neuer Aufgaben plus enttäuschte Erwartungen; zweite Phase – Konsolidierung und Professionalisierung? Könnte man mal untersuchen.
Die größten Belastungsfaktoren
Bildungspolitiker aufgepasst! Ihr belastet eure Schulleiterinnen und Schulleiter mit ständig mehr Aufgaben in Konzeption und Verwaltung, so dass sie mit ihrer Leitungszeit nicht hinkommen. Offensichtlich habt ihr zu wenig Ahnung vom Schulalltag!
Der nächste administrative Mangel sind die fehlenden Lehrer und die knappen Ressourcen, mit denen auch sieben bis acht Zehntel aller Schulleitungen kämpfen müssen.
Das heißt: Hausaufgaben nicht gemacht!
Verbesserungsbedarfe
Die Verbesserungsnotwendigkeiten zielen alle auf eine Sache hin: mehr Leitungszeit! Das muss über das Personal und über das Budget geregelt werden.
Seiteneinsteiger
Es ist ein Armutszeugnis für die Administrationen, dass mehr als ein Drittel aller Schulleitungen mit unbesetzten Stellen zu kämpfen haben. Dazu kommen dann noch die Stellenbesetzungen mit unqualifizierten Seiteneinsteigern. Das lässt erahnen, wie es um die Unterrichtsqualität an vielen Schulen bestellt ist.
Vorqualifizierung von Seiteneinsteigern
Insgesamt wird die Vorqualifizierung als mangelhaft gesehen, wenn etwa nur ein Viertel der Seiteneinsteiger an Grundschulen eine anständige Qualifizierungsmaßnahme durchlaufen haben. An den Gymnasien besteht dieses Problem auch noch überwiegend, aber in vergleichsweise geringerem Ausmaß. Das könnte damit zusammenhängen, dass sich Seiteneinsteiger das Akademische leichter aneignen können als das Pädagogische.
Noten für die Schulpolitik
Bei aller geäußerten Unzufriedenheit verteilen doch viele Schulleitungen gute und durchschnittliche Noten, so dass als Schnitt ein “ausreichend” zu Buche steht. Ein “sehr gut” gab es offensichtlich nicht. Als verantwortliche/r Politiker/in kann man damit keinesfalls zufrieden sein. Man kann das Problem natürlich abschieben: “Die Schulleiter haben doch immer was zu jammern.” Oder: “Beim Finanzminister ist nicht mehr Geld zu holen.” Eine politische Reaktion auf diese Umfrage ist mir nicht bekannt.
Quelle:
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