Kinder, die es auf das Gymnasium geschafft haben, entwickeln sich unterschiedlich. Sophie Horneber und Felix Weinhardt vom Deutschen Institut für Wirtschaftsforschung (DIW) haben die Entwicklung von über 3000 Kindern in NRW statistisch erfasst.
Horneber, S. & Weinhardt, F. (2018). GymnasiastInnen aus Elternhäusern mit niedrigem Bildungsniveau verlieren im Laufe der Schulzeit deutlich an Boden (DIW, Hrsg.) (DIW Wochenbericht Nr. 23).
Leistungsentwicklung bei den Besten
Kinder, die auf ein Gymnasium gehen und Eltern mit einem niedrigen Bildungsniveau haben, fallen im Laufe ihrer Schulzeit leistungsmäßig immer weiter zurück. Das gilt insbesondere dann, wenn sie in der fünften Klasse in den Fächern Mathematik und Deutsch noch EinserschülerInnen waren. Diese Studie, die auf Basis des Nationalen Bildungspanels (NEPS) als eine der ersten den Schulerfolg von Kindern während der gesamten Pflichtschulzeit von der ersten bis zur neunten Klasse unter die Lupe nimmt, zeigt, wie wichtig der elterliche Bildungshintergrund für die Schulnoten der Kinder ist. (Horneber und Weinhardt 2018, S. 478)
Leistungsentwicklung bei allen Gruppen
Das obige Diagramm zu den Besten ist nur ein Ausschnitt aus dem folgenden Diagramm, in welchem auch die durchschnittliche und die untere Gruppe abgebildet werden:
Notenentwicklung und Bildungsniveau der Familie
Dieser Bericht hat anhand der deutschlandweit repräsentativen Daten des Nationalen Bildungspanels aufgezeigt, wo und zu welchen Zeitpunkten Notenunterschiede zwischen Kindern aus Elternhäusern mit niedrigem und hohem Bildungsniveau entstehen. Dabei zeigt sich insbesondere für Gymnasien, dass der Notenverlauf der SchülerInnen stark mit dem Bildungsniveau des Elternhauses zusammenhängt. Gute Noten werden eher von SchülerInnen aus Elternhäusern mit hohem Bildungsniveau erzielt und werden von diesen über die Schuljahre hinweg besser gehalten. GymnasiastInnen aus Elternhäusern mit einem niedrigen Bildungsniveau verlieren in den ersten Schuljahren der Sekundarstufe an Boden. (Horneber und Weinhardt 2018, S. 482)
Vorsicht: Korrelation ist nicht gleich Kausation!
Es ist denkbar, jedoch nicht wahrscheinlich, dass SchülerInnen aus Elternhäusern mit niedrigem Bildungsniveau dann [gemeint ist das Abitur, P.S.] wieder aufgeholt haben. Hinzu kommt, dass dieser Bericht rein deskriptiv ist. Die intergenerationalen Zusammenhänge zwischen dem Bildungsniveau des Elternhauses und den Fähigkeiten und Schul noten der Kinder stellen keine Kausalanalyse dar. Dies bedeutet, dass möglicherweise eine Vielzahl von Drittfaktoren die hier aufgezeigten Zusammenhänge anstelle der elterlichen Bildung hervorruft. Zukünftig sollte untersucht werden, ob sich das relativ schlechtere Abschneiden von Kindern aus Elternhäusern mit niedrigem Bildungsniveau beispielsweise dadurch erklären lässt, dass es Unterschiede in der Nutzung von Nachhilfe, beim Familienklima oder hinsichtlich des Umgangs mit Problemen während der Pubertät gibt. (Horneber und Weinhardt 2018, S. 482)
Benachteiligte Schüler/innen unterstützen!
Trotz dieser Einschränkungen lassen die gewonnenen Erkenntnisse Handlungsempfehlungen zu. So sollten gute SchülerInnen aus Elternhäusern mit niedrigem Bildungsniveau insbesondere an Gymnasien stärker gefördert werden.
Dieser Bericht hat gezeigt, dass anfangs deutlich besser eingeschätzte SchülerInnen aus bildungsfernen Elternhäusern von ihren MitschülerInnen aus gebildeteren Elternhäusern zwischen der fünften und neunten Klasse überholt werden.
Die Unterstützung dieser benachteiligten SchülerInnen könnte ein wichtiger Faktor sein, um die im internationalen Vergleich geringe intergenerationale Bildungsmobilität in Deutschland zu verbessern. (Horneber und Weinhardt 2018, S. 482–483)