“Klassenkampf” ist ein Artikel überschrieben, der sich mit dem politisch motivierten Versuch befasst, die Gemeinschaftsschule in Baden-Württemberg wieder klein zu kriegen.
Wer schreibt?

Brigitte Johanna Henkel-Waidhofer ist eine österreichische Journalistin, die zunächst beim Kurier in unserem Nachbarland und später bei den Stuttgarter Nachrichten gearbeitet hat. Später wurde sie für die Nachrichten-Agentur AP Korrespondentin in Baden-Württemberg. Seit 1986 ist sie landespolitische Korrespondentin des Badischen Tagblatts und darüber hinaus für verschiedene deutsche Zeitungen tätig, etwa für Die Zeit, den Spiegel, die taz und die Kontext Wochenzeitung, für die sie die Stuttgarter NSU-Untersuchungsausschüsse begleitet. Außerdem hat sie an den “drei Fragezeichen” mitgeschrieben. (Quelle: Wikipedia)
Wo steht der “Klassenkampf”?
In der KONTEXT Wochenzeitung. Die beginnt ihre Selbstvorstellung mit folgenden Worten:
Eine Wochenzeitung im Netz mit langen Texten. Eine scheinbar absurde Idee. Ein Gegenprogramm gegen alles hastig Hingeschriebene, gegen Häppchen, bunte Bildchen und Singlebörsen. Das soll funktionieren? Stattdessen ein zweiter Gedanke, Recherche, Einordnen, Zusammenhängendes in den Kontext stellen. Das soll noch irgendjemand interessieren?
Was schreibt Frau Henkel-Waidhofer?
Hier ein paar Zitate aus dem Beitrag “Klassenkampf” vom 05.02.2020, die Lust machen sollen auf die Lektüre des gesamten Artikels.
Die Zukunftsfähigkeit von Kindern und Jugendlichen steht auf dem Spiel. Wenn es stimmt, dass Schule für das Leben 4.0 vorbereiten muss und damit für lebenslanges Lernen. Es geht ums große Ganze, die Entwicklung von Fähigkeiten, die heute Skills heißen, auf Veränderungen richtig zu reagieren. Es geht um gesellschaftspolitisches Handwerkszeug, soziale Kompetenzen und Streitkultur. Da kann es nur absurd sein, nach der Rückkehr zu Verhältnissen zu rufen, in denen für noch mehr Kinder schon mit zehn Jahren die entscheidenden Weichen für die weitere Laufbahn gestellt werden.
Schule ist ohnehin kein kleines Thema in vielen Familien und aktuell ein großes unter ViertklässlerInnen. In diesen Tagen wird die Halbjahresinformation ausgeteilt, früher Zeugnis genannt, und damit die unverbindliche Grundschulempfehlung. Mit ihr sind entweder alle Beteiligten zufrieden und die Kinder gehen an die Schule ihrer Wahl. Oder es bleibt Eltern vier Tage Zeit, das “Besondere Beratungsverfahren” zu beantragen. Die Hürde wirkt abschreckend, und das soll sie auch. Die ganze Prozedur ist aufstiegshemmend, weil Mütter und Väter aus bildungsferneren Schichten seltener darum kämpfen, dass trotz oder nach dieser besonderen Beratung, wie es in den Merkblättern so schön heißt, “die Entscheidung über die Schulwahl allein Ihnen überlassen bleibt”.
… Zuerst haben CDU und FDP herumgedoktert am System und viele Millionen Euro verbrannt in Förderungsprogrammen oder zur Rettung der Hauptschule. Dann wagten Grüne und SPD den lange überfälligen Schnitt. “Vielfalt macht schlauer”, hieß einer der griffigen Slogans, gegen den die RealitätsverweigerInnen Sturm liefen. Eisenmann gehörte ausdrücklich nicht dazu, bekannte sich zur neuen Gemeinschaftsschule und argumentierte, dass “mit den Füßen abgestimmt wird”. Sie sehe ja, sagte die Stuttgarter Schulbürgermeisterin noch 2016 zum Amtsantritt als Kultusministerin, dass Eltern ihre Kinder “lieber an Gemeinschafts- als an Werkrealschulen schicken”.
… Aber der Wind drehte sich. Für Baden-Württemberg wurde die vorsichtige programmatische Öffnung Makulatur, weil Eisenmann schnell erkannte, dass sie ohne die Hardliner in der Landtagsfraktion ihre Ambitionen auf eine Spitzenkandidatur 2021 einpacken kann. “Es geht nicht um Schul-, es geht nur noch um Machtpolitik”, sagt Ulrike Felger vom Verein für Gemeinschaftsschulen.
… Also wird die Schraube weiter zurückgedreht. Seit vergangenem Jahr muss die Grundschulempfehlung wieder vorgelegt werden in der neuen Schule. Die Grünen nickten die entsprechende Gesetzesänderung ab. Inzwischen drängt Eisenmann zu noch strikteren Regelungen. Landauf, landab gefragt als Rednerin bei CDU-Neujahresempfängen, lässt die Ministerin keine Gelegenheit aus, um alte Stereotype zu bedienen.
Wie gesagt, der ganze Artikel lohnt die Lektüre. Und für KONTEXT sollte man sich ruhig ein Lesezeichen setzen.
Mit dem Versuch der Philologen, die Gemeinschaftsschule madig zu machen, habe ich mich erst kürzlich befasst.
1 comments On Sichtweisen #67: “Klassenkampf”
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