Quinoa ist eine Pflanze aus Südamerika, die essentielle (vom menschlichen Organismus nicht selbst herstellbare) Aminosäuren und Vitamine in hohen Konzentrationen enthält sowie ein großes Spektrum an Mineralstoffen. Quinoa wurde zur „Pflanze des Jahres 2013“ gekürt. Das lässt vielleicht erahnen, warum man ausgerechnet eine Schule in Berlin so benennt.
Die Quinoa-Schule in Berlin wurde 2014 von Stefan Döring und Fiona Brunk gegründet und enthält in ihrem Konzept einige Aspekte, die man als zukunftsfähig ansehen kann. Einiges davon wurde in diesem Blog bereits thematisiert.
Chancengerechtigkeit
In Deutschland ist der Schulerfolg in hohem Maße von der sozialen Herkunft abhängig. Diese pädagogische und soziologische Erkenntnis ist längst nicht mehr strittig, und wird lediglich in der Stärke ihrer Ausprägung untersucht und diskutiert.
[Zum Nachlesen: Hindernis Herkunft; Arm bleibt arm; Manifest Bildungsgerechtigkeit; soziale Schlagseite bei Noten]
Und so beschreibt die Schule das selbst in ihrem Programm:
Im August 2014 haben wir die Quinoa-Schule in Berlin-Wedding eröffnet, weil der Bildungserfolg von Schülerinnen und Schülern bisher von deren sozialer Herkunft abhängt. Das möchten wir ändern! An unserer Integrierten Sekundarschule (Klasse 7 bis 10) in Berlin-Wedding erproben wir ein innovatives Schulkonzept in intensiver Zusammenarbeit mit Schüler*innen, Eltern und dem Quinoa-Team. Ziel ist es, eine exzellente Schule aufzubauen, die sozial benachteiligten Jugendlichen mehr Chancengerechtigkeit und Aussicht auf Bildungsaufstieg bietet.
Ganztag
Ähnlich wie die Einsicht, dass es eines sozialen Chancenausgleiches bedarf, setzt sich bundesweit die Idee des ganztägigen Unterrichts durch.
[Zum Nachlesen: sogar bei CDU/CSU; sogar in Gymnasien…; allerdings oft mangelhaft ausgestattet; hier die Studie zur Entwicklung von Ganztagsschulen (StEG). ]
Und so stellt das die Quinoa-Schule dar:
Von besonderer Bedeutung ist die klare Tagesstruktur mit immer wieder kehrenden Elementen mit möglichst wenigen Ausnahmen, um SchülerInnen organisatorische Orientierung zu bieten. Ziel ist, dass das Lernen dem Tages- & Lernrhythmus von SchülerInnen entgegenkommt.
Zudem gibt der Ganztagsschulbetrieb allen an der Schule Aktiven die nötige Zeit, einen verständnisvollen Umgang miteinander zu entwickeln und trägt maßgeblich zu einem guten Schulklima bei. Die Angebote, die aufgrund des Ganztagsbetriebs gemacht werden können, geben den SchülerInnen wichtige Impulse für eine sinnstiftende und gemeinsame Freizeitgestaltung, so dass individuell und/ oder sozial gefährdende Einstellungen und Verhaltensweisen (wie Langeweile, Desillusionierung, Verwahrlosung, Drogenkonsum, Vandalismus) zu wenig attraktiven Alternativen werden.
Modularisierung
Besonders spannend finde ich, dass die Quinoa-Schule ein modulares Lernkonzept entwickelt hat. Damit geht sie einen Weg, den Finnland für seine Sekundarstufe II, in Deutschland bislang nur wenige Schulen beschreiten, das aber immer mehr Fürsprecher findet. Eine Organisation in Modulen scheint heterogenen Schülerschaften besser zu entsprechen, als die traditionelle Klassenstruktur, weil sie den individuellen Defiziten einzelner Schüler/innen besser abhelfen können als der pädagogische Unsinn des Sitzenbleibens.
[Zum Nachlesen: Module statt Jahrgangsklassen]
In den Worten der Quinoa-Schule:
Wir nutzen für die Pflichtfächer Deutsch, Mathematik und Englisch die Methode des modularen Lernens. Modulares Lernen verstehen wir als „Baukastenlernen“, wobei ein Modul einem Baustein entspricht. Um die Idee des Systems in Mathematik und Deutsch für die Schüler/innen so greifbar wie möglich zu gestalten, befinden sich alle für ein System notwendigen „Bausteine“ bzw. Module in einem „Baukasten“ in Form von Karteikarten, Arbeitsblättern, haptischem Material, CDs und DVDs. Die Zusammensetzung der Baukasteninhalte orientiert sich an den vom Rahmenlehrplan vorgesehenen Leistungsniveaus und Kompetenzstufen der Klassenstufen 3 bis 10, damit die Jugendlichen eventuelle Wissenslücken aus der Grundschule schließen und gezielt auf den Mittleren Schulabschluss hinarbeiten können. Die Schüler/innen sollen sich beim Bearbeiten der Module nicht an ihrer tatsächlichen Klassenstufe orientieren, sondern nach ihren Fähigkeiten und ihrem Wissensstand richten.
Fazit
Es lohnt ein Blick auf diese besondere Schule, denn sie könnte für Schulen in ähnlichen Settings durchaus Vorbildwirkung besitzen und jetzt schon einen Eindruck davon vermitteln, wie gute Schule in Zukunft aussehen wird.