Faktencheck #99: Von wegen “Chancengleichheit”!

“Die Chancen von Kindern im Leben sollten unabhängig von ihrer sozialen Herkunft sein. Sind sie es? Wie steht es um die soziale Durchlässigkeit und die Chance auf sozialen Aufstieg in Deutschland? Der ifo-„Ein Herz für Kinder“-Chancenmonitor dokumentiert, wie (un-)gerecht die Bildungschancen von Kindern aus verschiedenen Familien in Deutschland verteilt sind. Dazu misst er die Wahrscheinlichkeit, ein Gymnasium zu besuchen, in Abhängigkeit vom familiären Hintergrund.”

So leitet ein neuer Chancenmonitor ein altes Ergebnis ein: Die Bildungs- und damit die späteren Lebenschancen eines Kindes hängen maßgeblich davon ab, in welche Familie es hineingeboren wird.

Die Chancen werden in dieser Auswertung am Besuch eines Gymnasiums festgemacht. Das finde ich angesichts der Tatsache, dass ein Abitur auch auf Gemeinschafts- oder Gesamtschulen, auf den beruflichen FOSBOS oder in anderen Einrichtungen erworben werden kann, etwas fragwürdig, aber als Indikator mag das erst mal gelten.

Ergebnisse

Hier ist die zentrale Tabelle:

Empfehlungen

Die Empfehlungen sind ebenfalls nicht neu, müssen aber immer wieder neu über die Aufmerksamkeitsschwelle gehoben werden, weil sich bisher wenig getan hat.

Um die Chancengerechtigkeit zu erhöhen, empfehlen sich sechs Ansatzpunkte:

1. frühkindliche Bildungsangebote für benachteiligte Kinder ausbauen,

2. Familien benachteiligter Kinder bei der Erziehung unterstützen,

3. die besten Lehrkräfte an Schulen mit vielen benachteiligten Kindern bringen,

4. Nachhilfeprogramme für benachteiligte Kinder früh und kostenfrei anbieten,

5. die Aufteilung auf unterschiedliche weiterführende Schulen verschieben und

6. Mentoring-Programme für benachteiligte Kinder fördern.

Bayern

Da wir uns hier in Bayern befinden, dem einzigen Bundesland ohne Gemeinschaftsschulen, bzw. Schulen des längeren gemeinsamen Lernens [1], darf ich den Punkt 5 noch einmal hervorheben:

Bayern ist gerade dabei, das Gegenteil davon zu tun, nämlich den Übertrittszeitpunkt nach der 4. Klasse noch weiter zu verschärfen, indem in Zukunft nicht nur Realschule und Gymnasium mit der 5. Klasse beginnen, sondern nun auch (zur allgemeinen Überraschung und wohl aufgrund guter Drähte ins KM) die Wirtschaftsschulen.

Auf der anderen Seite gibt es eine Initiative, die sich mit großem Engagement dafür einsetzt, dass Bayern – also im Grunde die CSU – endlich mal die Tür einen Spalt weit öffnet und Gemeinschaftsschulen als weitere Schulart zulässt. Das wäre schon lange ein Gebot der Vernunft und hat gute Gründe, wie auch diese Untersuchung des ifo-Instituts zum x-ten Male beweist!

[1] Antwort für die ganz genauen Leser: Ja, es gibt aus den 70er Jahren immer noch 4 (vier!) Gesamtschulen in BY.

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