Zitat #1: Hattie zu den Unterrichtsinhalten

Quelle:

John Hattie (2023), Visible Learning – The Sequel, S. 153

Übersetzung:

„In den letzten 30 Jahren haben jedoch viele westliche Bildungssysteme das Ziel der Schulbildung auf die Verbesserung der Leistungen in Bereichen wie Lesen, Mathematik und Naturwissenschaften konzentriert. Viele Interpretationen der internationalen Testbewegung (PIRLS, TiMMS, PISA) haben diese Engstirnigkeit noch verstärkt… Wir brauchen einen viel reichhaltigeren, breiteren und wertvolleren Warenkorb, der den Wert der Schulbildung definiert.“

Übersetzt mit DeepL.com (kostenlose Version)

Kontext:

Vor einigen Wochen hat der bayerische Ministerpräsident Söder – zum Leidwesen unserer Kultusministerin Stolz – einen Schnellschuss abgefeuert, indem er als Reaktion auf nicht besonders gute PISA-Ergebnisse einfach mal festgelegt hat, dass in den Grundschulen mehr Deutsch und Mathe unterrichtet wird. Basta.

Dieser Schuss aus der Hüfte ist in mehreren Hinsichten bemerkenswert:

(1) Die Kultusministerin Stolz befand sich gerade in einem Diskussionsprozess mit der Schulfamilie, um nach den PISA-Ergebnissen, die als sehr schlecht empfunden wurden, gründliche Reformen in die Wege zu leiten.

(2) Der Schnellschuss folgt dem Prinzip: „Mehr desselben!“ Anzunehmen, dass dies helfen könnte, ist bestenfalls naiv, denn erstens wird damit einfach unterstellt, dass eine höhere Quantität automatisch zu höherer Qualität führen würde und zweitens wird verkannt, wie hilfreich eine ganzheitliche Bildung für den kindlichen Intellekt wäre. Aber gerade diese Ganzheitlichkeit wird dadurch konterkariert, dass das Mehr an Deutsch und Mathematik mit einem Weniger im Bereich von Kunst, Musik, Werken & Gestalten oder Englisch verbunden wird.

(3) Die Verantwortung für die notwendigen Kürzungen liegt nun ganz bei der Schule, die sich damit gegenüber den Eltern rechtfertigen muss. Das kann zu Diskussionen oder Unzufriedenheiten führen.

(4) John Hattie sieht in dieser Prioritätensetzung das alte banking model of education am Wirken, das man mit der Vorstellung des „Nürnberger Trichters“ gut übersetzen kann. Näheres dazu siehe hier, die Ausführungen im Abschnitt 5.

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